Vom Lernen im Business

 „Der größte Feind des Wissens ist nicht Ignoranz, sondern die Illusion, wissend zu sein.“

Stephen Hawking

Das Lernen und seine Umsetzung gehören zu den zentralen Fähigkeiten eines jeden Menschen. Lernen begleitet uns ein Leben lang. Als Kleinkinder lernen wir (durch schlechte Erfahrung oder durch Erziehung), dass die heiße Herdplatte gefährlich sein kann. Die schulische Laufbahn prägt unser Lernverhalten. Nach der Ausbildung bzw. dem Studium haben viele erstmal genug vom Thema Lernen, da dröges Büffeln und endloses Pauken die Lernerfahrung oft negativ beeinflusst haben. „School’s Out“ hatten wir damals mitgesungen.

 

Dabei existieren unterschiedliche Theorien dazu, wie wir Menschen lernen, unter anderem im Behaviorismus (der das menschliche Verhalten im Wechselspiel mit der Umwelt betrachtet und die Lerntheorie der Konditionierung vertritt), im Kognitivismus (rationales Verstehen, Erinnern und Beachten), im Konstruktivismus (Lernen aus verschiedenen Perspektiven mit einer aktiven Bedeutungskonstruktion), im Instruktionalismus (passive Wissensvermittlung) sowie beim biokybernetisch-neuronalen Lernen (Einbeziehung des neuronalen Systems und der Hirnforschung) und beim situierten Lernen (Übertragung des bereits Gelernten auf die Umwelt). Daneben gibt es unzählige weitere (Misch-) Ansätze.

 

Die Lerntheorien sind äußerst komplex und bilden einen eigenen wissenschaftlichen Zweig, den ich hier nicht ausführen möchte. Das würde zu weit führen und es gibt jede Menge gute Fachliteratur dazu.

Das ganze Thema Lernen ist ein Wald, den man vor lauter Bäumen nicht sieht, und vor allem das kognitivistische oder gar instruktionalistische schulische Lernen ist vielen (heute noch) ein Graus. Grund dafür muss nicht der Lernstoff an sich sein, sondern möglicherweise die wenig inspirierende Art der Vermittlung, die unangenehme Persönlichkeit einer Lehrkraft, der Notendruck und vor allem dass man hierzulande in die Schule gehen muss(te), während man in anderen (ärmeren) Ländern in die Schule gehen darf. Unser ganzes Schulsystem folgt immer noch dem Prinzip des (ermüdenden) Frontalunterrichts über viele Stunden und des strikten Lehrplans.

Die Haltung gegenüber dem staatlichen Schulsystem mag einer der Gründe sein, warum das Thema Lernen im Business gerne etwas stiefmütterlich behandelt wird. Dabei sind es die praktischen, greif- und erfahrbaren Übungen, die Spaß machen. Will heißen: Im E‑Learning-Bereich sowie in Unternehmensschulungen hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. Hierfür möchte ich Sie als Führungskraft bzw. Entrepreneur sensibilisieren und einige mir wichtige Aspekte aufgreifen, die zeigen, warum Lernen im High Performance Prozess ein wichtiger Motor für den Erfolg ist.

Diesen Artikel verstehe ich als Ergänzung zu meinem Blogbeitrag „Wissensmanagement als Innovationstreiber“. Darin ging es unter anderem um die unternehmensinterne Weiterbildung – als Lernprozess für Ihre Mitarbeiter/‑innen, die sich im Idealfall gegenseitig (bei Abwesenheit oder Ausscheiden) vertreten können und sich auf dem Laufenden halten. In diesem Beitrag geht es mir um die Bedeutung des Lernens im Team, gegenüber der Kundschaft und in (alltäglichen) Konflikten in Ihrem Business; sowohl aus Erfolgen als auch aus Fehlern.

Lernen

Aus Niederlagen im Business lernen

Fehler im System

„Wer aufhört, Fehler zu machen, lernt nichts mehr dazu.“

Theodor Fontane

Fehler und daraus resultierende Konflikte  gehören zum Business wie die Zahnpasta auf die Bürste. Nur durch das Erkennen und Bearbeiten von Fehlern können wir uns weiterentwickeln und auf die Potenzialentfaltung vorbereiten. Besonders heikel sind Fehler dann, wenn sie zur Kundschaft geraten: ein Produkt, das fehlerhaft konstruiert oder gefertigt wurde, eine Dienstleistung, die nicht den gewünschten Zweck erfüllt. Im schlimmsten Fall führen Fehler zu Schadenersatzforderungen und zu Bußgeldern. Das alles kann jedem Entrepreneur passieren. Deshalb sollte nach einem Fehler schnellstmöglich ein Lernen einsetzen und Abhilfe schaffen, um dadurch Konflikten entgegenzuwirken. Andernfalls werden Fehler systemisch und führen Ihr Business den Berg hinunter anstatt hinauf.

Wenn Sie beispielsweise Ihrer Kundin das Versprechen geben, dass Ihr Produkt innerhalb von 3 Tagen versendet wird, und sie nach einer Woche immer noch keine Sendung erhalten hat, dann sollten hier Entschuldigung und Entschädigung (z. B. ein Kulanzgutschein) folgen – ganz transparent, selbstkritisch und professionell.

Beim nächsten Kunden sollte alles besser werden – vorausgesetzt, Sie haben dazugelernt. Dieses Prinzip des erfolgreichen Verkaufens  lässt sich auf alle möglichen Bereiche übertragen. Fehler sind (nicht nur) für Ihr Business eine Art Wegweiser, wo es nicht langgeht.

Der Prozess, Fehler zu finden und sie auszubügeln, führt nicht zwangsläufig zum großen Erfolg. Man kann damit sicherlich für einige Zeit einen Status quo aufrechterhalten und „fehlerfreie“ (Produktions- oder Dienstleistungs-) Abläufe weitgehend gewährleisten. Aber der High Performance Prozess beginnt dort, wo das Gute des Besten Feind ist: bei der weiteren Optimierung des Erfolgreichen. Was genau meine ich damit?

Aus eigenen unternehmerischen Erfolgen lernen

Keep the Fire Burning

„Aus Niederlagen lernt man leicht. Schwieriger ist es, aus Siegen zu lernen.“

Gustav Stresemann

Wer es schafft, Lernprozesse dort aufzusetzen und weiterzuentwickeln, wo die Fehler längst minimiert wurden und Erfolge zu verzeichnen sind, lebt Visionen  und hat sich hohe Ziele gesteckt. Er oder sie ist innovativ und zukunftsfähig. Das klingt einfacher, als es ist.

Wie soll man aus dem Business lernen, wenn alles „gut läuft“? Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Meistens ist jedoch der eigene Blick auf das Unternehmen begrenzt und man verstrickt sich schnell in Kleinigkeiten und Gewohnheiten. Es besteht die große Gefahr, dass man sich auf dem (temporären) Erfolg ausruht und die Welle wieder zurückschwappt bzw. das Feuer ausgeht. Deshalb sollten Sie sich zumindest diese Fragen stellen:

Welche Faktoren haben dazu geführt, dass mein Business erfolgreich ist? Welche davon sind nur temporär? Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Wie kann mein Erfolg weitergeführt werden und was muss ich dafür tun? Welche Innovation oder welche Investition würde mir helfen, an den Erfolg anzuknüpfen?

Wenn Sie diese Fragen nicht klar beantworten können, empfehle ich Ihnen, sich einem erfolgreichen Businesscoach oder Mentor anzuvertrauen. Er oder sie findet schnell die Stellschrauben, an denen Ihr Business optimiert werden kann. Wenn diese Person einen reichen Erfahrungsschatz besitzt, dann können Sie viel von ihr lernen und sich selbst dabei neu erfinden. Das ist ein wichtiger Schritt zur eigenen Potenzialentfaltung.

Wer es auf eigene Faust versuchen möchte, sollte die mentale Stärke  besitzen, das eigene Business und sich selbst immer wieder in Frage zu stellen und über den Tellerrand zu blicken. Zu lernen muss man lernen. Grundvoraussetzungen hierfür sind Demut, Offenheit und Weitblick. Unter Demut verstehe ich die Fähigkeit, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und anderen zuzuhören. Unter Offenheit verstehe ich die Akzeptanz von anderen Meinungen und Sichtweisen oder Kritik. Mit Weitblick meine ich nicht nur die Sicht von außen, sondern den Blick auf das große Ganze und weit darüber hinaus.

Lernen

Lernen als Potenzialentfaltung

„Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.“

Platon

 

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Will heißen: Eine lernende Führungskraft in einem lernenden Unternehmen steht für Zukunftsfähigkeit und Erfolg, und das kann sich langfristig auf dem Markt durchsetzen. Lernen ist zudem Wissenstransfer, wie ich in meinem Blogbeitrag „Wissensmanagement als Innovationstreiber“ gezeigt habe. In diesem Sinne profitieren Sie selbst und alle Mitarbeiter/‑innen in Ihrem Unternehmen davon. Letztendlich lernen alle, wie sie sich selbst und ihr Unternehmen auf eine Erfolgsspur bringen, ohne körperlichen und seelischen Raubbau zu betreiben – in Glück und Harmonie, mit viel Power, hohem Geist und großer Motivation. Potenzialentfaltung will gelernt und praktiziert sein.

 

Schaffen Sie eine Kultur des Lernens in Ihrem Unternehmen, die Spaß macht und motiviert. Gerne bin ich Ihnen dabei als Businesscoach oder Mentor behilflich.

 

 Ihr  Eberhard Wagemann 

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