Storytelling in Ihrem Business
Die unendliche Geschichte
„Zeit ist das Leben selbst, und das Leben wohnt im menschlichen Herzen.“ Michael Ende
Alle Religionen, Kulturen und auch das gesamte Wissen der Menschheit lassen sich auf Geschichten zurückführen. Je weiter ein Ereignis zurückliegt, umso mehr wird es „Geschichte“. Wir überliefern Geschichten seit jeher in Form von Sagen, Legenden und Erlebnisberichten – später mit Lesungen, Schriften, Büchern und Periodika, heute zumeist auf digitalem Wege in einer Vielzahl von Kanälen.
Wir Menschen sehnen uns nach Geschichten, um Dinge leichter zu lernen, uns Wissen und Können anzueignen und um uns zu motivieren. Nicht ohne Grund gehen wir ins Kino, lesen Bücher, konsumieren Netflix und Co, durchstöbern die sozialen Netzwerke nach Neuigkeiten, lesen Zeitung und lassen uns von anderen Menschen deren neueste Erlebnisse erzählen. Wir lachen, weinen und fiebern mit, d. h., wir leben unsere Gefühle in den Geschichten aus, die erzählt werden. Wir freuen uns, wenn unsere Geschichten bei anderen ankommen, und finden damit Selbstbestätigung. Wer nichts zu berichten hat, gilt schnell als langweilig.
Wer in der Lage ist, Geschichten zu erzählen, kann Menschen bewegen – nicht nur religiös, kulturell oder erzieherisch, sondern auch im Business. Andersherum gilt: Wenn Sie keine gute Geschichte zu Ihrem Business erzählen können, dann ist auch Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung nicht spannend.
Mit Hilfe des Storytellings lassen sich Informationen über Ihr Unternehmen, Ihr Produkt bzw. Ihre Dienstleistung werbewirksam und gezielt vermitteln. Schaffen Sie Ihre Lovestory! Damit werden Sie erfolgreich!
Wie das funktioniert, möchte ich in diesem Blogbeitrag über die Bedeutung des Geschichten-Erzählens (Storytelling) im Business darlegen.
Die Energie des Storytellings
Das Ding aus der anderen Welt
Es geht darum, mit gezieltem Marketing auf emotionale Bedürfnisse des Zielpublikums einzugehen und sich dort zu verankern. Wir sprechen von einer hohen emotionalen Energie, die im Gehirn freigesetzt wird. Es finden hierbei Verknüpfungen von Freude, Begeisterung, Mitgefühl, Begehrlichkeit und Sehnsucht statt. Das kennen Sie selbst in Ihrer Eigenschaft als Konsument/‑in nur zu gut.
Produkte werden bereits in der Kindheit zum Ersatzobjekt, wie man an der Barbie®-Puppe, dem LEGO®-Baukasten oder dem süßen Plüschtier unschwer erkennen kann. Wir bauen in unserem ganzen Leben emotionale (libidinöse) Bindungen zu Dingen auf, wie der Philosoph Jean Baudrillard in „Das System der Dinge“ festgestellt hat. Jede Wohnung mit ihren Einrichtungsgegenständen ist demnach ein Spiegelbild der inneren Befindlichkeiten. Das Auto ist für die meisten mehr als nur ein Fortbewegungsmittel und der wertvolle Schmuck wird zum Heiligtum erhoben. Bei Sammlern bestimmter Gegenstände zeigt sich die emotionale Bindung am deutlichsten. Warum ist das so?
Wie der Philosoph Herbert Marcuse bereits in den 50er Jahren in seinen Werken „Triebstruktur und Gesellschaft“ und „Versuch über die Befreiung“ erkannt hat, wird unsere innerste Bedürfnisstruktur von der Warenwelt (mit-)bestimmt. Sie ist demnach zu unserer „zweiten Natur“ geworden. Wir bauen libidinöse Bindungen zu Konsumprodukten auf. Demzufolge sind es die Gefühle, die angesprochen werden, wenn es um „Bedürfnisbefriedigung“ durch Produkte oder Dienstleistungen geht. Das ist heutzutage ganz einfach, da die Menschen offen dafür sind, ihre Emotionalität auf „Dinge“ zu projizieren. Storytelling dient hierfür als Brücke wie auch als Marketinginstrument.
Es erstreckt sich auf alle Bereiche rund um Ihr Unternehmen. Es motiviert zu mehr und bringt Lebendigkeit in Ihr Business. Damit meine ich auch alle Bereiche innerhalb des eigenen Unternehmens oder Betriebs.
Mit Geschichten zum Erfolg
9 Tipps für Storytelling
- Verzichten Sie auf KI-Tools wie ChatGPT und setzen Sie auf Ihren eigenen kreativen Geist, der grenzenlos ist.
- Lesen Sie meinen Blogbeitrag „Die Kraft der Kreativität im Business“, damit Sie gleich loslegen können.
- Erstellen Sie eine einfache Struktur für Ihre unterhaltende Geschichte.
- Holen Sie Ihre Zielgruppe ab und erzählen Sie etwas Nachvollziehbares, womit sich die Menschen identifizieren.
- Werden Sie emotional und wecken Sie (Mit-)Gefühl.
- Erzählen Sie auch von Schwierigkeiten/Problemen und wie sie gelöst wurden.
- Arbeiten Sie mit Bildern und Gleichnissen, um Ihre Geschichte lebendig zu machen.
- Finden Sie ein rundes Ende mit einem positiven, motivierenden Abschluss.
- Erzählen Sie keine Märchen und überfluten Sie Ihr Zielpublikum nicht mit Storys (weniger ist mehr).
Storytelling als Mitarbeitermotivation
Der Businesspartner mit dem Grizzlybären
„Wenn du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.“ Antoine de Saint-Exupéry
Gesprächsthema Nummer 1 in jedem Team ist immer alles rund um das eigene Unternehmen: Wer hat was gesagt, wo war die Chefin im Urlaub und welche Geschichte hat der Kunde XY zum Besten gegeben? Skandale, Erfolgsmeldungen, Klatsch und Tratsch, Mitgefühlsbekundungen und auch negative Botschaften. Das schließt die Führungskräfte genauso mit ein wie alle anderen Mitarbeiter/‑innen sowie die Aktivitäten des Betriebs. Jede/‑r redet über alles und freut sich über Geschichten, die weitererzählt werden können. Je größer ein Unternehmen ist, umso wichtiger ist es, die Mitarbeiter/‑innen mit Informationen zu versorgen und zu motivieren. Hierfür ist Storytelling die geeignete Methode.
Anstatt in einem internen Newsletter beispielsweise trocken darüber zu informieren, dass nun in Kanada ein Geschäftspartner gefunden wurde, der dort Produkt XY vertreiben soll, kann hier eine Geschichte zum Einsatz kommen. Diese könnte so funktionieren: Die Führungskraft XY, passionierter Bergwanderer, war bei einem Kongress und hat sich mit Person YZ über einen Roadtrip durch die kanadischen Berge und den dort lebenden Grizzlybären unterhalten. Am Ende des Gesprächs ist man auf das Produkt gekommen und hat festgestellt, dass Kanada hierfür aus bestimmten Gründen ein vielversprechender Markt ist. Nun will man eine Zusammenarbeit ausprobieren und hat beste Chancen, dort etwas zu bewegen – mit oder ohne Bären. Dazu ein Foto des Partners und ein Landschaftsbild der kanadischen Berge mit Grizzly. Ziel ist es, die Mitarbeiter/‑innen an das Thema nah heranzuführen und für die Expansion zu begeistern. Das ist nur ein Beispiel, das in vielerlei Hinsicht ausgeschmückt und aufgebaut werden kann. Eine Geschichte eben.
Auch geschäftliche Visionen lassen sich als Geschichten besser vermitteln denn als Stichpunktliste oder trockene Zusammenfassung. Wohin segeln wir mit unserer Fregatte und welche Abenteuer werden wir dabei erleben? Welche Hindernisse gilt es zu meistern und welchen Erfolg können wir (als Unternehmen) erzielen? Ganz bewusst kommt hier das Motiv „Seefahrt“ zum Einsatz. Schon die großen Seefahrer haben ihre Besatzungen mit Schatzinseln, unentdeckten Ländern und großen Abenteuern in ihren Bann ziehen können. Teil von etwas Großem zu sein begeistert genauso wie zusammen (im Team) Abenteuer zu erleben und erfolgreich zu sein.
Man sollte es jedoch tunlichst vermeiden, Seemannsgarn aufzutischen. Eine Story kann auch nach hinten losgehen und man wird für seine Mitarbeiter/‑innen schnell zum Märchenonkel oder zur Märchentante. Eine „Geschichte“ sollte greifbar, nachvollziehbar und realistisch sein. Nur dann kann sie für das eigene Business funktionieren.
Versuchen Sie also, wichtige (auch unternehmensinterne) Informationen in unterhaltende, nachvollziehbare Storys zu bringen. Bestenfalls mit Witz, Charme und ein wenig Spannung. Dasselbe gilt auch für das Storytelling in der Kommunikation nach außen.
Storytelling als Marketinginstrument
Houston, wir haben ein Problem
„Schreiben ist leicht, man muss nur die falschen Worte weglassen.“ Mark Twain
Heutzutage heißt ein wichtiges Feature bei Instagram, Facebook und Co „Story“. Das ist nicht ohne Grund so, da die Menschen am liebsten Geschichten konsumieren, wenn sie in den sozialen Netzwerken unterwegs sind. Storytelling ist keine Erfindung der sozialen Medien, sondern es gab schon immer die „direkte“ Werbung, in der begeisterte Kunden und Kundinnen Produkte und Dienstleistungen mit ihrer als Geschichte ausgeschmückten Kauferfahrung weiterempfohlen haben. Der Begriff Storytelling beschreibt lediglich, dass es sich (ganz allgemein) um eine Methode handelt, die gezielt als Marketinginstrument eingesetzt werden kann. Will heißen:
Bereits die Fernsehwerbung in den 70er Jahren hat kleine Geschichten erzählt. Somit konnten sich die Zuschauer/‑innen das beworbene Produkt besser einprägen und es mit einer sympathischen Person bzw. Situation verknüpfen. Heute ist Werbung intuitiver und geht viel spezifischer auf die jeweilige Zielgruppe ein. Es werden im Internet mit Hilfe von Cookies alle möglichen Informationen gesammelt und persönliche Profile potenzieller Kundinnen und Kunden erstellt. Man bekommt zwar die auf einen zugeschnittenen Produkte auf dem Online-Silbertablett mittels kontextbasierter Werbung (Contextual Targeting) angeboten. Doch diese funktioniert nicht ohne Emotionen.
Geschichten bzw. kurze Anspielungen auf sie (z.B. „Houston, wir haben ein Problem“) oder Verweise (z.B. „Nach Hause telefonieren!“) sind immer Bestandteil eines erfolgreichen Storytellings für das Marketing. Es entstehen positive Assoziationsketten, die mit anderen (beliebten) Geschichten verknüpft werden. Nutzen Sie diese Assoziationen und schaffen Sie in Ihrer Kommunikation lebendige Bilder über sämtliche Kanäle.
Damit meine ich alles, was über Ihr Unternehmen sowie Ihre Produkte und/oder Dienstleistungen nach außen und auch nach innen kommuniziert wird. Das beginnt mit Ihrer Gründungsgeschichte (z. B. wie aus einer Garagenwerkstatt ein Weltkonzern wurde) und beinhaltet die Erläuterung von Charity-Aktionen (z.B. warum das Spendengeld an eine ganz bestimmte Schule in Ruanda fließt) genauso wie den Hintergrund Ihrer Unternehmensphilosophie (z.B. warum Sie großen Wert darauf legen, dass Ihre Waren nachhaltig und fair produziert werden). Sie berichten von Erfolgsgeschichten (z.B. wie Sie es trotz Pandemie geschafft haben zu wachsen), erzählen Storys über Ihr Business (z.B. wie Sie unter schwierigsten Bedingungen ein Projekt entwickelt haben) und sprechen schließlich über das Produkt oder die Dienstleistung selbst (z.B. wie eine tolle Designerin, mit der Sie arbeiten, eine zündende Idee dafür hatte).
Wer heutzutage konsumiert, tut dies ganzheitlich: erst die Werbung mitsamt allen Geschichten um den Hersteller und das Produkt registrieren, dann die Produktbewertungen im Internet lesen, danach in den sozialen Medien Geschichten darüber ansehen und letztendlich das Produkt selbst kaufen. Die Bindung an das Produkt erfolgt nicht nur über dessen Gebrauchs- oder Nutzwert, sondern vor allem über Emotionalität. Nutzen Sie dazu die richtigen Channels in den sozialen Medien, gezielte Keywords und Backlinks.
Entwickeln Sie Ihr indivuelles Storytelling
Die Zeit des Erwachens
„Es gibt kaum eine größere Qual, als eine nicht erzählte Geschichte in sich zu tragen.“ Maya Angelou
In diesem Sinne arbeiten Sie an Ihrer Geschichte und teilen Sie diese mit vielen Menschen. Dafür sollten Sie sich selbst spannend finden und eine hohe kreative Energie entwickeln.
Bringen Sie Ihre Dienstleistungen oder Produkte näher an Ihre Kundschaft. Nutzen Sie die richtigen Worte und holen Sie die Menschen ab, um sie in „Ihre Welt“, d. h. zu Ihrem Business, zu bringen. Betten Sie Ihr Geschäftsmodell, Ihre Unternehmensgeschichte, Ihre Philosophie und Ihre Produkt- und Dienstleistungsbeschreibungen in Geschichten ein. Seien Sie humorvoll (Lachen verbindet), kreativ und voller hoher emotionaler Energie. Sie schaffen das!
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